Wut, Verzweiflung und Rachsucht lassen bei fast allen Opfern irgendwann die Frage aufkommen, wie man einen Narzissten besiegen kann.
Wie man ihn endlich in seine Schranken weisen kann.
Wie man ihn spüren lassen kann, was er einem angetan hat.
Die Antwort darauf ist leider nicht das, was sich die Betroffenen erhoffen: Einen Narzissten kann man nicht besiegen.
Es wäre wie ein Kampf gegen Windmühlen – völlig aussichtslos. Aber warum ist das so? Und was kann man stattdessen tun? So viel vorweg: Es gibt Möglichkeiten. Aber zuerst schauen wir uns an, was nicht funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
Gegen einen Narzissten gewinnt man nie
„Wenn man sich aber in der Position des Opfers befindet, dann heißt das, daß man eben der weniger Perverse von beiden ist“, schreibt die französische Psychoanalytikerin >>Marie-France Hirigoyen in Ihrem Buch über Narzissmus „Die Masken der Niedertracht“.
Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Wie will man einen Perversen besiegen, wenn er die perversen Strategien um ein Vielfaches besser beherrscht als man selbst? Man müsste schon so werden wie er, um mithalten zu können – aber wer will das schon ernsthaft?
Drei Motive, um den Perversen zu besiegen
So unterschiedlich die einzelnen Situationen auch sein mögen, es gibt 3 immer wiederkehrende Gründe dafür, warm die Leidtragenden narzisstischer Gewalt zurückschlagen wollen. Falls Du betroffen bist, erkennst Du Dich darin vielleicht wieder.
Das Opfer will Rache; die narzisstische Person soll sich endlich auch schlecht fühlen.
So verständlich dieser Wunsch ist, so unerfüllt wird er bleiben. Der Egomane wird nie zulassen, dass er sich wegen Dir lange schlecht fühlt. Er nimmt nur wahr, dass Du Dich gegen ihn richtest. Diese Bedrohung ist so elementar für ihn, dass er unmittelbar zurückschlägt.
Wer nicht für ihn ist, muss zerstört werden. Hierbei greift er zu viel perverseren Mitteln als Du es jemals könntest.
Er wird gewinnen, denn Du wirst Dich hinterher noch viel schlechter fühlen als zuvor.
Der Narzisst soll kapieren, was er angerichtet hat und ein schlechtes Gewissen bekommen
Dies ist ein sehr menschliches Motiv und hat nicht direkt etwas mit Rache zu tun. Die Geschädigten möchten einfach nur, dass ihr Gegenüber sie und ihr Leid endlich wahrnimmt.
Leider wird auch das nicht geschehen, denn dafür wäre Empathie nötig. Narzissten sind aber nicht empathisch. Das Leid anderer Menschen interessiert sie einfach nicht.
Außerdem gestehen sie sich keine Schwächen ein und halten sich für unfehlbar. Sie werden also nie eine Einsicht haben, auch niemals ernsthafte Schuldgefühle und sie werden sich nie aufrichtig entschuldigen.
Der Geschädigte möchte juristische Gerechtigkeit wegen psychischer Grausamkeit
Manche Opfer zeigen ihren Peiniger irgendwann wegen ihrer psychischen Qualen an. Sie möchten, dass er seine Strafe vor Gericht bekommt.
Wenn er jedoch keine körperliche Gewalt angewendet hat (und sich das beweisen lässt), könnte es schwierig werden. Psychische Gewalt lässt sich naturgemäß schwer beweisen. Hier ist dringend angeraten, sich noch vor dem ersten Schritt professionelle Hilfe durch einen erfahrenen Anwalt zu besorgen.
Selbst dann ist natürlich kein Erfolg garantiert – unter anderem weil Narzissten sich in der Regel hervorragend inszenieren können und möglicherweise auch deshalb ungeschoren bleiben.
Die Tatsache, dass man sie vor Gericht gezerrt oder angezeigt hat, werden sie aber nie vergessen und einem das Leben nun möglicherweise erst recht zur Hölle machen wollen.
Es wird natürlich Situationen geben, die einem keine Wahl lassen, wie zum Beispiel eine Scheidung, ein Sorgerechtsstreit oder Ähnliches.
Dann muss man diesen Weg konsequent gehen, sollte ihn aber nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Was wirklich hilft im Kampf gegen den narzisstischen Missbrauch
Du kannst Dich vielleicht nicht so zur Wehr setzen, wie Du es am liebsten tun würdest.
Du hast jedoch einige Möglichkeiten, die Dir auf einer viel tieferen Ebene weiterhelfen, als bloße Rache oder bloßes Besiegen das jemals könnten.
1. Greife niemals zu den gleichen Mitteln wie der Narzisst
Er genießt es, wenn es ihm gelingt, Dich zu „verderben“ und Dich dazu zu bringen, Dich ebenso pervers zu benehmen wie er.
Deine bisherige Toleranz, Deine Geduld und Deine Fähigkeit zu Verzeihen sind ihm schon lange ein Dorn im Auge, denn Du hast dadurch in seinen Augen eine gewisse Form von Macht. Das führt dazu, dass er sich unterlegen fühlt. Das macht ihn wütend.
Es käme ihm daher sehr entgegen, wenn auch Du narzisstische Züge entwickeln würdest und er Dich auf die „dunkle Seite“ ziehen könnte. Dann wärest Du endlich nicht mehr besser als er. Lass Dich darauf nicht ein.
2. Schütze Dich selbst, bleib bei Dir selbst
Solange Du Dich noch an dem Narzissten rächen willst, räumst Du ihm Macht über Dich ein. Er beschäftigt Dich, Du verwendest Deine Energie auf ihn. Dabei hast Du ihm schon viel zu viel davon gegeben.
Bleib ganz bei Dir selbst. Du bist jetzt wichtig, nicht er. Narzissten schaffen es, ihre Opfer immer wieder in ihren Sog zu bringen. Hoovering nennt man das – wie ein Staubsauger zieht er sie immer wieder in seinen Machtbereich.
Deshalb kommt es darauf an, zu widerstehen.
Sich nicht einwickeln lassen, sich nicht rechtfertigen, sich auf keine Machtspielchen und keine sinnlose Diskussion einlassen – das sind wirksame Schutzmaßnahmen.
Provozierendes Ignorieren ist damit nicht gemeint, denn dabei ginge es erstens wieder nur um ihn und zweitens würde es seine rasende Wut weiter entfachen.
3. Kanalisiere Deine eigene Wut positiv
Es ist verständlich, dass jemand, der über längere Zeit – manchmal Jahre – unter den Manipulationen und Demütigungen in der Beziehung mit einem Narzissten leiden musste, irgendwann regelrecht ausgefüllt ist von dem Wunsch nach Rache.
Rachsucht ist in diesem Fall nichts anderes als eine seit langem aufgestaute, ohnmächtige Wut.
Dabei geht es nicht nur um die Wut auf den Täter, sondern auch um die auf sich selbst: Wieso hat man das solange zugelassen? Wieso hat man nicht längst Grenzen gesetzt?
Anstatt diese Aggression jetzt gegen Dich oder Dein Gegenüber zu richten, solltest Du lernen, mit der Wut auf positive Weise umzugehen.
Zunächst einmal ist es völlig in Ordnung, wütend zu sein.
Jeder hat das Recht, wütend zu sein.
Wut gehört zu den grundlegenden Gefühlen eines jeden Menschen.
Viele Opfer von Narzissten sind jedoch von Kindesbeinen an dazu erzogen worden, sie nicht zu zeigen. Besonders Frauen haben früh gelernt, dass sie brave Mädchen sein sollen.
Unterdrückte Wut ist zerstörerisch
Wenn ein Gefühl lange genug unterdrückt wird, kann es sich psychosomatisch, also auf körperlichem Weg, bemerkbar machen: Migräne, Magengeschwüre, Verspannungen, Süchte und Ähnliches können auftreten.
Das Gefühl kann aber auch regelrecht unkontrolliert explodieren und richtet dann oft verheerenden Schaden an.
Manchmal verlagert es sich. Die Gefühlsenergie muss irgendwo hin – und zeigt sich dann in anderen Ausprägungen wie Ängsten, Trauer oder Depression.
Grundsätzliches es also wichtig, ein gesundes Verhältnis zur eigenen Wut aufzubauen, auch um zu verhindern, wieder in eine ähnliche Situation zu geraten.
Wer sich nie wehrt, verleitet andere zur Rücksichtslosigkeit und zieht darüber hinaus Menschen an, die genau das ausnutzen.
Was die aktuelle, angestaute Wut betrifft, empfiehlt sich alles, was hilft, sie rauszulassen, ohne Schaden anzurichten, und ohne dass jemand (sei es Mensch oder Tier) darunter leiden muss.
Sport ist hervorragend geeignet und stärkt nebenbei das Selbstwertgefühl.
Du kannst Dir auch die Wut vom Leib schreiben, ein Kissen verprügeln, zu Heavy- Metal-Musik tanzen – was auch immer Du magst und was Dir persönlich hilft, ist gut.
Wichtig ist einfach nur, der angestauten Energie einen konstruktiven Kanal zu geben und zu akzeptieren, dass die Wut ein Gefühl ist, das zu Dir gehört.
Du kannst sie nicht loswerden, indem Du sie als Racheakt abfeuerst wie eine Rakete, nur damit sie dann „weg“ ist.
4. Lass die Krise ohne Drama zu
Wenn man sich von einem Narzissten abwendet, kommt es zur Eskalation. Das lässt sich nicht verhindern.
Er fühlt sich in seiner ganzen Person zerstört, wenn man ihm die Bewunderung und Anerkennung entzieht. Entsprechend heftig fällt seine Reaktion aus, darauf musst Du gefasst sein.
Warst Du bisher zu nachgiebig, um den Frieden und die Harmonie zu wahren, wirst Du das ändern müssen und dem Konflikt ins Gesicht sehen. Dabei sind aber unbedingt die Punkte 1 bis 3 zu beachten: Bleib bei Dir selbst, greife nicht zu den gleichen Mitteln und kanalisiere Deine Wut positiv.
Den Konflikt zuzulassen bedeutet einfach nur, nicht mehr klein beizugeben.
Dich nicht mehr manipulieren zu lassen. Den Narzissten nicht zu ignorieren, aber seine Schuldzuweisungen und Erpressungen ins Leere laufen zu lassen.
Wie das unter anderem gelingen kann, liest Du hier: >>Emotionale Erpressung kontern.
5. Hol dir Hilfe
Der Umgang mit Narzissten ist immer heikel. Ganz besonders gilt das jedoch dann, wenn man endlich eigene Interessen gegen ihn durchsetzen möchte.
Sollte es zu Streitigkeiten um gemeinsames Eigentum, das Sorgerecht für gemeinsame Kinder oder zur Scheidung kommen, ist es ratsam, sich unbedingt so früh wie möglich professionelle juristische Hilfe zu holen.
Auch psychologische Unterstützung kann sehr hilfreich sein, denn die Belastungen in einer eskalierenden narzisstischen Beziehung können das Maß des Erträglichen schnell überschreiten.
Personen aus Deinem Umfeld können eine Hilfe sein, sofern sie nicht selbst in die Angelegenheit verstrickt sind.
Im Notfall muss die Polizei eingeschaltet oder eine Hilfsorganisation für Betroffene hinzugezogen werden. Niemand muss sich dem Konflikt allein stellen.
Falsche Scham ist hier definitiv nicht angebracht.
Einen Narzissten besiegst Du ausschließlich, indem Du Dich für Dich selbst entscheidest.
Ich bin auf einen weiblichen Narzissten reingefallen. Je weiter ich mich entfernt habe, umso mehr wurde meine Familie von dieser Person mittels Tatsachenverdrehungen gegen mich aufgehetzt. Mit Verleumdungen, Rufmord und Denunzierungen gegen mich wurde ich in der Nachbarschaft unmöglich gemacht. Ich wurde erst psychisch krank, dann physisch. Also ich aufgrund dieser Verleumdungen sogar körperlich angegriffen wurde, versetzte ich bei der nächsten Begegnung der Rufmordenden eine Ohrfeige. Daraus konstruierte diese eine schwere Körperverletzung, konnte diese auch beweisen, obwohl es Zeugen für die Unversehrtheit gab, und klagte in einem langjährigen Prozess Schmerzensgeld und lebenslange Gelder für Spätfolgen ein. Die Täterin machte sich selbst zum Opfer. Woher diese Verletzungen stammen, wurde nie hinterfragt. Der Unfallmechanismus, die biomechanische Unfallanalyse nie in Frage gestellt. Drei verschiedene Versionen einer Aussage mit Gutachten sah das Gericht als logisch an. Ich habe das alles derart in mich hineingefressen, dass ich an einem Pankreaskopfkarzinom erkrankte.
Heute weiß ich, dass Ignoranz gesünder ist als ein Wehren. Kopf ausschalten! Akzeptieren und vergeben! Alles andere ist Selbstzerstörung!
Liebe Dana,
vielen Dank für Deinen Kommentar – es ist wichtig, dass Menschen, die Narzissmus erfahren haben, darüber sprechen.Denn nur, wenn immer mehr Menschen davon erfahren, wird der seelischen und teilweise auch körperlichen Gewalt langfristig der Boden entzogen.
Es ist in der Tat so, dass Narzissten es schaffen, einen in einen Strudel zu ziehen, der einen immer weiter nach unten reißt und aus dem man nur noch schwer ohne Hilfe raus kommt. Deshalb ist es so wichtig, rechtzeitig Hilfe – anwaltliche, ärztliche, psychologische oder polizeiliche oder auch durch andere Betroffene oder Freunde/Familie – anzunehmen. Damit das geschehen kann, muss man genau das tun, was Du sagst: Akzeptieren, was ist. Erst dann kann man etwas ändern. Auch Vergebung kann ein heilsamer Schritt sein, der aber meist zuerst auf innere Abwehr stößt.
Ich wünsche Dir viel Kraft und dass Du körperlich und seelisch bald wieder gesund wirst.
Ich bin gerade in einer toxischen Beziehung und versuche da so gut als Möglich wieder rauskommen
Hallo Anita,
ich wünsche dir viel Kraft dafür! Und scheue dich nicht, dir Hilfe zu holen, wenn du es nicht allein schaffst.
Ich lebe mit ein narzisst seit fast 15 Jahren. Erst seit 2021 hat er sein wahre Gesicht gezeigt, danach ist seine Affäre aufgeflogen bei uns in haus sie war Verkäuferin. Er hat alles dran versucht mich als krank und gestört bei anderen mich zu machen, er hat unser Kind manipuliert, er tut mich vor anders gedemütigen und vor unser Kind , er lass das mich andere Leute gedemütigen vor ihm unser Kind. Niemand glaubt mir, er hat meine Mutter und meine Schwester entfernt von mir. Er nimmt unser Kind und sein Freund mit in Urlaub und ic6 soll zu Hause bleiben alleine. Das mach ich mit seit fast zwei und halb Jahre mit. Mein Kind beschimpft mich vor ihm er schaut zu und sagt nichts, er tut nur grinsen und genisst. Ich habe mich entschieden von ihm weg zu gehen, bevor ich pshisch krank werde bei ihm
Liebe Petra,
was du schilderst, klingt besorgniserregend und ich wünsche dir viel Stärke und Kraft, um deine Zukunft so zu gestalten, dass es dir gut geht. Es gibt Hilfsangebote und Beratungsstellen, falls du sie benötigen solltest.
Guten Abend,mein Sohn 19 Jahre alt und halt leider adhs und noch einiges mehr und ist auch auf so eine 33 jährige reingefallen. Wir wissen uns keinen Rat mehr. Laufend haben wir die Polizei bei uns wenn er vor ihr geflüchtet ist. Er muss schon Anti depressiver nehmen und sie hört nicht auf. Verletzt sich selber und sagt es war mein Sohn. Ihre Mutter ruft meinen Sohn an und macht ihn fertig. Sie haben gemeinsam einen kleinen Sohn was die Sache nicht einfacher macht. Aber vielleicht kann uns ja jemand einen Tip geben was wir machen können. Damit endlich wieder Ruhe in die Wohnung kommt. LG Michaela
Liebe Michaela,
du beschreibst eine sehr schwierige Situation, die sich von außen kaum beurteilen lässt. Hier ist professionelle Hilfe gefragt, auch um des Kindeswohls Willen. Familienberatungsstellen könnten ein erster Anlaufpunkt sein und möglicherweise an weitere hilfreiche Stellen verweisen. Ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft, um das alles durchzustehen.